Wie Telemedizin die Patientenversorgung im klinischen Umfeld verbessern kann

Die Telemedizin ist eine recht neue und vielversprechende Entwicklung im Gesundheitswesen, und ihr Potenzial für die Neugeborenenversorgung ist in den letzten Jahren gewachsen. Die Definition des Begriffs wird dadurch erschwert, dass „Telemedizin“ und „Telegesundheit“ oftmals synonym verwendet werden, obwohl es einen subtilen, aber entscheidenden Unterschied gibt. 

Der Begriff „Telegesundheit“ bezieht sich auf eine Reihe von Technologien und Dienstleistungen, die die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen verbessern sollen. „Telemedizin“ hingegen ist eine spezielle Form der Telegesundheit; sie umfasst eine Reihe von Technologien und Dienstleistungen, die die Bereitstellung der Gesundheitsversorgung über eine große geografische Entfernung hinweg verbessern sollen. 

Telemedicine for ROP

Ein wesentlicher Vorteil der Telemedizin für neugeborene Patienten ist die Qualität der Versorgung, die von einem entfernten Standort aus möglich ist. So ist beispielsweise ein Augenarzt für die Auswertung der digitalen Augenbildgebung erforderlich, um spezielle Zustände, Störungen oder Krankheiten des Auges zu erkennen. Ein direkter Zugang ist nicht immer möglich. Mithilfe der Telemedizin kann der Augenarzt diese Aufnahmen aus der Ferne überprüfen, was für Patienten, Krankenhäuser und medizinische Leistungserbringer zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Der Zugang zu Remote-Spezialisten ist ein großer Vorteil für alle Beteiligten. 

 

Wie Telemedizin die Qualität der Versorgung verbessern kann 

Einer der Schlüsselbereiche, in denen die Telemedizin ein großes Potenzial hat, ist das Screening auf Frühgeborenen-Retinopathie (ROP), eine der Hauptursachen für vermeidbare Erblindung bei Kindern. Wenn medizinisches Fachpersonal in der Lage ist, innerhalb eines angemessenen Zeitfensters qualitativ hochwertige Netzhautbilder zu erfassen, kann die Telemedizin nachweislich das herkömmliche ROP-Screening ersetzen. Studien haben gezeigt, dass die Telemedizin im Vergleich zu herkömmlichen Methoden sogar eine höhere Sensitivität und Spezifität bietet1

Im Kern verbessert die Telemedizin den zeitnahen Zugang zu einer angemessenen Behandlung und ermöglicht einen schnelleren Zugang zu Dienstleistungen, die sonst möglicherweise nicht zur Verfügung stünden. In der Neugeborenenversorgung kann sie sogar noch mehr Vorteile bieten. Die Telemedizin kann dazu beitragen, das Risiko der Ausbreitung von Infektionen unter Säuglingen und dem behandelnden medizinischen Personal zu verringern. Säuglinge sind anfälliger für Krankheiten. Die Telemedizin trägt dazu bei, die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, indem sie den Kontakt von Mensch zu Mensch reduziert. 

Darüber hinaus ermöglicht die Telemedizin ein effizienteres Screening. Derzeit wird die Liste der Säuglinge, bei denen ein ROP-Screening durchgeführt werden sollte, anhand von manuell erfassten Daten (Tabellen oder manchmal sogar Ausdrucken) erstellt. Dank der Telemedizin kann das medizinische Personal diese Liste mithilfe einer Cloud-Lösung, die u. a. der Erfassung von Aufnahme, Entlassung und Verlegung (ADT), Schwangerschaftsalter und Geburtsgewicht dient, automatisch erstellen. 

 

Wie Telemedizin die Patientenerfahrung verbessern kann

In Situationen, in denen die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung höher sind, wie z. B. während der Coronavirus-Pandemie, hat die Telemedizin eine wichtige Rolle bei der Optimierung der Patientenerfahrung gespielt. Diese Beschreibung könnte genauso gut auf die Gesundheitsversorgung in ländlicheren Gebieten zutreffen, wo die Krankenhäuser weiter auseinander liegen und nicht immer ein so breites Spektrum an Dienstleistungen anbieten wie ihre städtischen Gegenstücke. 

 

Im Allgemeinen gibt es fünf Arten, auf die die Telemedizin die Patientenerfahrung verbessert: 

  1. Sie ermöglicht eine Arzt-Patienten-Beziehung und eine Versorgung über große Entfernungen | Die Auswirkungen der Pandemie auf den europäischen Gesundheitssektor führten zu einer explosionsartigen Zunahme der Nutzung der Telemedizin. Vor der Pandemie hatten einige Mediziner argumentiert, dass für eine qualitativ hochwertige Arzt-Patienten-Beziehung persönliche Termine notwendig seien. Die Pandemie hat diese Argumente widerlegt. Eine Studie aus dem Juni 20202 zeigte, dass Patienten in der Lage waren, über telemedizinische Termine eine Beziehung zu ihrem Arzt aufzubauen. 
  2. Dies macht die Gesundheitsversorgung zugänglicher3 | Natürlich nehmen Säuglinge selbst keine Termine mit Ärzten wahr, aber ihre Betreuungspersonen tun es. Aufgrund variierender persönlicher Zeitpläne (Zeitpunkt von Mittagsschlaf, Stillen usw.) stellt die Terminfindung eine Herausforderung dar. Die Telemedizin verbessert die Erfahrungen der Betreuungspersonen von Säuglingen, da sie sich nicht mehr von der Arbeit freistellen lassen und in ländlicheren Gegenden keine weiten Strecken zurücklegen müssen. 
  3. Sie steigert die Gesamteffizienz3 | Effizienz ist genauso wichtig wie Bequemlichkeit. Genauso wenig wie sie unnötige Anstrengungen auf sich nehmen möchten, wollen die Betreuungspersonen von Säuglingen unnötige Zeit verschwenden. Die Telemedizin erspart es ihnen, Zeit in Wartezimmern oder auf Reisen verbringen zu müssen. Der Schwerpunkt liegt stattdessen auf einer hervorragenden Patientenversorgung in den eigenen vier Wänden.p;
  4. Sie verbessert den Zugang3 für unterversorgte Bevölkerungsgruppen | Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, haben oft einen schlechteren Zugang zu Gesundheitsdienstleistern in der Stadt und können weniger Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Gesundheitsversorgung in diesen Gebieten kann daher teurer sein, was die Gesundheitsversorgung zu einem für den betroffenen Personenkreis schwierigen Lebensbereich machen kann. Die Telemedizin verhilft denjenigen, die in ländlichen Gebieten leben, zu einem erschwinglicheren Zugang. 
  5. Sie bietet einen besseren Zugang zu Fachärzten3 | Fachärzte sind im Vergleich weniger zahlreich verfügbar als Allgemeinmediziner. Das bedeutet, dass der Zugang häufig durch Überweisungen beschränkt sein muss oder die Ansiedelung nur in städtischen Gebieten erfolgt, um den Kundenstamm zu maximieren – was den Zugang für Menschen, die fernab von Städten leben, erschwert. Die Telemedizin beseitigt dieses Problem, indem sie es Fachärzten ermöglicht, Patienten am anderen Ende des Landes genauso einfach zu versorgen wie Patienten von nebenan. 

 

Verbesserte Patientenerfahrungen beim Screening auf Frühgeborenen-Retinopathie 

Wenn in einem Krankenhaus kein Augenarzt zur Untersuchung eines Säuglings auf ROP verfügbar ist, muss das Krankenhaus den Säugling wahrscheinlich in ein anderes Krankenhaus verlegen und anschließend wieder zurückverlegen. Die Verlegung eines Säuglings von einem Krankenhaus in ein anderes kostet schätzungsweise 5.800 US-Dollar4. In solchen Situationen können sich die Kosten schnell summieren und als schmerzhaft und unnötig hoch empfunden werden. Die Telemedizin ermöglicht es einem Augenarzt, Aufnahmen aus der Ferne zu prüfen und so diese Verlegungskosten vollständig zu vermeiden. 

Geografische Grenzen sind ein häufiges Hindernis für medizinische Verfahren, da sie das Fachwissen auf einen Bereich begrenzt halten, obwohl es das Potenzial hat, mehr Patienten zu helfen. Wenn sie gelingt, kann eine Implementierung der Telemedizin auf nationaler Ebene dazu beitragen, diese Barrieren abzubauen, und den Weg für grenzüberschreitende Dienstleistungen ebnen. Regionale Netzwerke könnten auch den Austausch von Fachwissen ermöglichen. Alles, was es dazu braucht, sind eine starke Teamführung, Schulung, flexible und lokal angepasste Dienstleistungen mit geringen Kosten, der Einsatz einfacher Technologien und ein klarer rechtlicher und regulatorischer Rahmen.5 

 

Möchten Sie mehr über die Optimierung des ROP-Screeningverfahrens für Neugeborene erfahren? Klicken Sie hier.  

 

Erste Schritte zur Nutzung der Telemedizin bei ROP 

Studien haben gezeigt, dass Augenärzte mithilfe bildgebender Verfahren Augenkrankheiten mit hoher Spezifität und Sensitivität aus der Ferne beurteilen können. In einer Neugeborenen-Intensivstation in Montana haben zwei Ärzte 582 telemedizinische Untersuchungen von 137 Kleinkindern im Alter von mehr als vier Jahren durchgeführt, bei denen das augenärztliche Bildgebungssystem RetCam eingesetzt wurde.6 Die Aufnahmen wurden sicher auf einen Remote-Server übertragen, um von dem entfernt angesiedelten Augenarzt ausgewertet zu werden, und jedes Kleinkind, bei dem der Verdacht auf ROP bestand, wurde an ein Krankenhaus überwiesen, das eine sofortige Behandlung durchführen konnte. 

Die Ärzte kamen zu dem Schluss, dass Patienten, die eine Laserbehandlung benötigten, durch telemedizinisches Screening auf ROP wirksam identifiziert werden konnten, sodass eine sofortige Überweisung möglich war. Über einen Zeitraum von 4,5 Jahren kam es zu keinen schlechten Ergebnissen.  

Der Schlüssel zum Einstieg in die Telemedizin in der Augenheilkunde liegt in der Beschaffung der geeigneten medizinischen Geräte. Die wichtigste Funktion, mit der Sie Ihr Krankenhaus ausstatten sollten, ist ein computergestütztes augenärztliches diagnostisches Bildgebungssystem, so etwa ein Gerät/System wie RetCam